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Sybil Züger, 37 Jahre, Zwillinge

Früher waren Pfingstrosen einfach schöne Blumen für mich. Heute sind sie mehr als das, denn für mich wurden sie das Symbol für meine Eierstöcke. Meine Eierstöcke die einfach nicht mehr richtig arbeiten wollten …

Als ich mit 33 Jahren erfahren habe, dass ich auf normalem Weg nicht schwanger werden kann, entschloss ich mich nach dem ersten Schock, das Ganze so positiv wie möglich zu sehen. Ich sagte mir, nun bin ich nicht neun Monate schwanger, nein, meine Schwangerschaft beginnt jetzt. Dass diese Zeit dann über vier Jahre dauern würde, hätte ich nicht gedacht. Ich wusste tief in mir, dass ich eines Tages Mami sein darf, dies half mir über diese sicher nicht immer einfache Zeit hinweg. Aber ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen und dafür, dass wir uns entschieden haben, das Unmögliche möglich zu machen und diesen Weg gegangen sind. Ich würde alles ohne zu Zögern wieder auf mich nehmen, denn dies hat mich stark und zu dem gemacht, was ich jetzt bin.

Die Zwillinge sind auf einem speziellen Weg entstanden, und es sind spezielle Persönlichkeiten. Für mich war jede Kontrolle beim Arzt, jede Spritze etwas Gutes, etwas Positives und nicht negativ. Warum auch? Jede Kontrolle hiess einen Schritt näher zum Ziel und jede Spritze Nahrung für die Follikel. Die erste Spritze war der Apéro, die zweite der Hauptgang und die Pfingstrosen die Eierstöcke in ihrer schönsten Form. Auch wenn es aus medizinischer Sicht nach mehreren Versuchen hiess, dass weitere Versuche nicht mehr sinnvoll seien, da ich vom Hormonwert quasi in den Wechseljahren war und fast keine Eizellen mehr produzierte, wollte ich noch einen letzten Versuch starten. Und dieser hat alles übertroffen. Ich wollte nichts unversucht lassen und ging zu N.B. in die Hypnose. Was auch immer es letztlich war, vermutlich ein Zusammenspiel von allem, ich wurde schwanger. Zuerst hiess es, ich erwarte ein Kind, nach zwei Wochen hiess es dann, es seien Zwillinge. Nur war der Grössenunterschied der Zwillinge so gross, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, dass der kleinere Zwilling überleben würde. Mit Hypnose bei N.B., täglicher Selbsthypnose, Visualisierungen und absolutem Urvertrauen wurde das Unmögliche zum zweiten Mal möglich. Medizinisch nicht erklärbar, aber der kleinere Zwilling war zwei Wochen später fast gleich gross wie der grössere Zwilling.

Ich bin über alles unendlich dankbar, denn ich bin mir sicher, dass ich die Schwangerschaft dadurch ganz bewusst genossen habe. Ich wusste, jeder Tag ist und bleibt einmalig, und es wird meine einzige und letzte Schwangerschaft sein.

Diese etwas mehr als vier Jahre haben mich und meinen Mann stärker gemacht. Wir haben diesen Weg gemeinsam beschritten, und zwei wundervolle Seelen haben den Weg zu uns gefunden. Sie brauchten halt einfach etwas länger, um den Weg zu uns zu finden. Diese Zeit hat uns bereichert, und diese Geschichte gehört nun zu unserem Leben. Und ich bin froh um diese sehr einschneidende Erfahrung. Diese Zeit hat mich vieles gelehrt, aber auch belehrt. Man kann nicht alles im Leben planen, Kinder schon gar nicht. Aber wenn sie dann kommen, hatten wir alle, die diesen Weg gegangen sind, viel Zeit, uns auf das Schönste vorzubereiten, nämlich auf die Rolle der Eltern. Wie sagt man so schön: Vorfreude ist die schönste Freude … Ich war mit 33 Jahren schon Mami, einfach in Gedanken. Und mit knapp 37 durften wir unsere beiden Engel endlich in die Arme schliessen.

Für uns war es ein Abenteuer, wie alle Abenteuer mit unbekanntem Ende. Jeder, der sich auf ein Abenteuer einlässt, macht es mit gemischten Gefühlen: Vorfreude, Zuversicht, Angst, Spannung, was erwartet einen, wie geht es aus … Man weiss nie, was das Abenteuer für einen bereit hält. Aber man ist neugierig und offen für das, was kommt. Ich habe mich entschlossen, dies auch bei diesem Abenteuer zu tun und mich mit Spannung und grosser Neugier darauf eingelassen. Und so war es auch für mich, das Abenteuer Kinderwunsch, eine persönliche Geschichte mit unbekanntem Ende.